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Kurs: Fernkurs Leadership
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Fernkurs Leadership

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2.4 Emotionale/soziale Intelligenz

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2Emotionale oder soziale Intelligenz beschreibt die Fähigkeit, die eigenen Emotionen und Verhaltensmuster zu kennen und zu steuern sowie die der Mitarbeitenden wahrzunehmen und zu interpretieren. Leader mit sozialer Intelligenz sind in der Lage, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und die Bedeutung ihrer Worte, ihrer Körpersprache, ihres Verhaltens und ihrer Werte richtig zu interpretieren. Daraus ergibt sich für jeden einzelnen Mitarbeiter und jede einzelne Mitarbeiterin, aber auch für ein Team ein entsprechend individueller Umgang und eine individuelle Potenzialerkennung und -förderung. Emotionale Intelligenz schafft eine emotional empathische (auf Einfühlungsvermögen basierende) Bindung zu den Mitarbeitenden. Dabei spiegelt eine positive Bindung eine positive Arbeitsbeziehung wider, eine negative Bindung eine entsprechend umgekehrte Situation. Dies führt in den meisten Fällen zu einer höheren Produktivität und minimiert die Gefahr der Abwanderung (Kündigung).

(2vgl. (https://www.employer-branding-now.de/erfolg-mitarbeiterfuehrung-emotionale-intelligenz-immer-wichtiger, Nicolas Scheidtweiler, Datum des Abrufs: 19.09.2023))

Emotionale Intelligenz ist nicht zwangsläufig bei jeder Führungskraft automatisch vorhanden. Durch bestimmte Verhaltensmaßnahmen kann jedoch versucht werden, wichtige Bausteine im Berufsalltag zu „erlernen“, u.a. durch

  • die Fähigkeit zur Selbstreflexion (siehe nächstes Kapitel),
  • aktives Zuhören,
  • aktive Kommunikation,
  • kontinuierliche Motivation,
  • das Schaffen einer angenehmen und spannungsfreien Arbeitsatmosphäre,
  • die persönlichen Ziele der Mitarbeitenden kennen,
  • das Verstehen der Arbeitsmethoden der anderen,
  • das Akzeptieren anderer/differenzierter Standpunkte,
  • das Aussprechen von Lob und Anerkennung,
  • Offenheit für Kritik und Feedback,
  • sachlicher Umgang mit Ermahnungen/Strafen,
  • die Bereitstellung geeigneter Anreizsysteme.

Zu den Schlüsselfaktoren sozialer Intelligenz und sozialen Handelns zählen wir die Kommunikation. Kommunikation ist im einfachsten Fall ein Monolog, bei dem lediglich Informationen oder Botschaften von einem Sender an einen oder mehrere Empfänger übermittelt werden. Beim Dialog hingegen wird der oder die Empfänger aktiv in die Kommunikation einbezogen, z.B. durch Stellungnahmen, Rückfragen etc.

Kommunikation kann auch eine kritische Auseinandersetzung sein, z.B. in Form einer Debatte oder Diskussion. Die Debatte ist eine aggressivere Form der Kommunikation, bei der eine Partei versucht, die Gegenseite von einem bestimmten Sachverhalt vollständig zu überzeugen1. In der Diskussion setzt sich der Sender das Ziel, den anderen von seinem Recht zu überzeugen1.

Beim Diskurs hingegen stehen beide Parteien im Vordergrund, d.h. es wird gemeinsam versucht, ein Problem zu klären1 – eine Win-Win-Situation für beide Gesprächspartner.

(1vgl.(Günther H. Schust, 2020, Seite 71))

Ein Beispiel für eine Diskussion aus der Praxis, die sich im weiteren Verlauf zu einer Debatte entwickelt:

Unser Kunde hat das Angebot nicht angenommen. Warum haben Sie nicht getan, was ich Ihnen gesagt habe? Ihre Argumentation gefällt mir nicht, ich möchte, dass Sie von nun an immer meinen Anweisungen folgen“.

Emotionale Intelligenz ist also auch für die Steuerung der eigenen Kommunikation und des Kommunikationsverlaufs verantwortlich. Stimmt der Verlauf der Kommunikation mit meinen Erwartungen und denen meines Gesprächspartners überein? Kann ich die Äußerungen meines Gegenübers richtig einordnen? Kann ich Gestik und Mimik richtig interpretieren und auf den weiteren Verlauf übertragen? Sowohl die Kommunikation selbst als auch der Verlauf können durch folgende Maßnahmen gezielt beeinflusst werden:

  • positives Feedback zu Beginn des Gesprächs geben
  • eigene Gefühle/Sichtweisen ausdrücken (Beziehungsebene)
  • Verhalten des Mitarbeitenden während der Kommunikation beobachten und adäquat darauf reagieren
  • Vermeidung von Verurteilungen, stattdessen Fokus auf Wertschätzung
  • Konzentration auf Daten und Fakten, nicht auf Vermutungen (Sachebene)
  • Diskretion, d.h. keine Weitergabe des Gesagten an Dritte (Vertrauensbildung)

Den sogenannten “IQ”, den “Intelligenzquotienten”, kennen wir bereits aus der Fachliteratur und aus unserem Alltag. Der sogenannte “EQ”, der “Quotient der emotionalen Intelligenz”, wird in fünf Komponenten unterteilt: “Selbstwahrnehmung”, “Selbstregulierung”, “Motivation”, “Empathie” und “soziale Kompetenz”2. Selbstwahrnehmung beschreibt die Fähigkeit zur Selbstreflexion, d.h. sich der eigenen Werte, des eigenen Verhaltens und der eigenen Kommunikation bewusst zu werden2 (siehe Kapitel 2.5 Selbstreflexion von Führungskompetenzen). Selbstregulierung ähnelt der Selbstbeherrschung, d.h. der Fähigkeit, negative Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen zu bewältigen2. Manche von uns reagieren in Krisensituationen unkontrolliert und ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Außerdem neigen wir dazu, andere für unsere Fehler verantwortlich zu machen. Das wichtigste Mittel zur Selbstregulation ist das Innehalten, um die aktuelle Situation bewusst zu reflektieren, daraus Lösungen zu entwickeln und erst danach zu handeln.
Motivation bedeutet, die eigene Leidenschaft für die Arbeit zu erkennen und zu entwickeln und sich für neue Aufgaben zu begeistern2. Motivation setzt Optimismus voraus, auch wenn bisherige Aufgaben oder Projekte gescheitert sind2.
Empathie ist die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und deren Sichtweise zu erkennen2. Erst dann ist eine Beurteilung des Verhaltens möglich.

Soziale Kompetenz zeichnet sich vor allem durch die Fähigkeit aus, Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen und langfristig zu pflegen2. Dies wiederum setzt Interesse an der Person, Verständnis und eine angenehme Zusammenarbeit voraus2.

(2vgl. (https://morethandigital.info/wie-man-eine-emotional-intelligente-fuehrungskraft-wird/, Isabelle Nüssli, 13.01.2022))