Situation: Ein mittelständisches Produktionsunternehmen verhandelt mit einem seiner Hauptlieferanten über die Senkung der Einkaufspreise für Rohmaterialien. Die Materialkosten sind im vergangenen Jahr erheblich gestiegen, und das Unternehmen ist auf eine Senkung der Lieferantenpreise angewiesen, um weiterhin profitabel zu bleiben.
Gleichzeitig sind die Qualitätsanforderungen hoch, da die Endkunden des Unternehmens spezifische Qualitätsstandards erwarten. Das Unternehmen hat eine starke Abhängigkeit vom Lieferanten entwickelt, weil dieser über das spezialisierte Know-how und die Maschinen verfügt, um die erforderlichen Materialien in der gewünschten Qualität herzustellen.
1. Vorbereitung
Das Unternehmen bereitet sich gründlich auf die Verhandlung vor. Hierzu wird eine umfassende Marktanalyse durchgeführt, um alternative Lieferanten zu identifizieren und eine eigene BATNA (Best Alternative to a Negotiated Agreement) zu bestimmen. Die BATNA ist in diesem Fall ein anderer Lieferant, der ebenfalls ähnliche Rohmaterialien herstellen kann, jedoch mit etwas längeren Lieferzeiten und zu höheren Kosten.
Das Unternehmen definiert klare Ziele:
Zudem erstellt das Verhandlungsteam eine Prioritätenliste: Die Qualität der Rohstoffe steht über allem, gefolgt von Preis und Liefersicherheit. Man ist bereit, kleine Preiszugeständnisse zu machen, wenn die Qualität dadurch gesichert bleibt.
2. Verhandlungsstrategie und Gesprächsführung
Das Unternehmen wählt eine integrative Verhandlungsstrategie (Win-Win-Ansatz), um gemeinsam mit dem Lieferanten eine Lösung zu finden, die beiden Seiten zugutekommt. Eine positive, partnerschaftliche Verhandlungshaltung soll den Lieferanten motivieren, auf die Preiswünsche des Unternehmens einzugehen. Dabei werden folgende Techniken eingesetzt.
3. Umgang mit Einwänden und Einsatz von Gegentaktiken
Der Lieferant äußert Bedenken, dass die Preissenkung nicht umsetzbar sei, da die Rohstoffpreise gestiegen sind und sich seine Produktionskosten erhöht haben. Hierbei kommen Einwände auf, die das Unternehmen mithilfe von Gegentaktiken zu entschärfen versucht:
4. Abschluss und Nachbereitung
Am Ende der Verhandlungen einigen sich beide Parteien auf einen abgestuften Preisnachlass von zunächst 6 % mit der Option, innerhalb der nächsten sechs Monate weitere Preisreduktionen zu prüfen. Der Lieferant stimmt zu, alternative Produktionsprozesse zu testen, um Kosten einzusparen, ohne die Qualität zu beeinträchtigen. In einer gemeinsamen Absichtserklärung verpflichten sich beide Parteien, die Preise jährlich zu überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.
Zur Sicherstellung der Qualität und Leistung findet regelmäßig eine Nachbereitung statt, in der das Unternehmen und der Lieferant die Umsetzung der Vereinbarungen besprechen. Es wird ein Plan zur Qualitätsprüfung der Materialien erstellt, und eine enge Abstimmung zwischen beiden Teams gewährleistet, dass die Produktionsanforderungen erfüllt werden.